„Der Kopf muss sich vor dem Herzen verneigen.“
Als ich den Spruch zum ersten Mal gelesen hatte, habe ich ihm zugestimmt. Dann habe ich mich gefragt, warum ich denn der These überhaupt zustimme und habe mir die Wortwahl genauer angeschaut. Was bedeutet es überhaupt, sich vor jemandem oder etwas zu verneigen? Sich zu verneigen bedeutet so viel wie sich nieder beugen oder sich klein machen. Eine Geste während den Monarchien waren die Verbeugungen vor dem König. Damit zeigte ein jeder, dass er sich dem König und seinem Willen unterwirft. Auch das Sich-Klein-Machen zeigt etwas von Schwäche und Unterwürfigkeit – man gibt nach.
Auf den Spruch übertragen bedeutet dies, dass das Herz „größer“ ist als der Kopf, dass es mehr Gewicht trägt. Bei Entscheidungen beispielsweise, sollte man immer auf sein Herz und sein Gefühl hören, weniger nach dem Verstand und dem Vernünftigen im Kopf. Denn mit seinem Herzen fühlt man oft etwas anderes, wie man es im Kopf denkt.
Eine berufstätige Frau beispielsweise hat von ihrem Vater die Firma übernommen. Sie ist gut, leitet das ganze Geschäft und macht dadurch ihren Vater glücklich. Sie selbst ist es jedoch nicht. Viel lieber würde sie mit ihrem Freund umziehen und einen anderen Job nehmen, sodass sie sich nicht mehr Tag und Nacht um die Firma kümmern muss und mehr Zeit für ihren Freund hat. Aber sie möchte ihren Vater nicht enttäuschen und leitet die Firma weiter an. Irgendwann kann ihr Freund nicht mehr: sie hat keine Zeit mehr für ihn, ist ständig unterwegs und redet kaum noch mit ihm, so kann die Beziehung nicht mehr weiter gehen. Deshalb stellt er sie vor die Wahl: entweder er werde sie verlassen, sodass sie sich voll und ganz auf die Firma konzentrieren kann, und beide wieder ein neues Leben beginnen können, oder aber, sie übergibt die Firma, verlässt die Stadt und sie ziehen zusammen, wie es schon immer ihr Traum gewesen war. Nach ihrem Kopf würde die Frau vernünftig denken und sagen dass die Familie vorgeht und sie in ihrer Familie immer einen Rückhalt bekommen hat und es jetzt an der Zeit ist, dass sie der Familie nun diesen Wunsch erfüllt, dass die Firma in der Familie bleibt. Ihr Herz jedoch fühlt die innige Verbindung zu ihrem Freund und würde nichts lieber tun als endlich mit ihm zusammen zu ziehen und in der Firma zu kündigen, damit sie weniger Stress hat und einen Beruf suchen kann, der ihr auch Spaß macht.
Welche Entscheidung jedoch ist die richtige? Gibt es überhaupt eine falsche und eine richtige Entscheidung? Am wichtigsten ist, dass die Frau mit ihrer Entscheidung leben kann, dass sie sich nicht noch Jahre später Vorwürfe macht und denkt, hätte ich doch nur anders gehandelt… Wenn die Frau somit nach der These handelt, dann müsste sie dem Freund folgen und endlich ein Leben führen, dass sie für sich lebt und nicht für ihren Vater.
Oft weiß man nicht so recht, ob man seine Entscheidung nun so oder vielleicht doch lieber anders herum treffen soll. Letztendlich jedoch ist es egal, wie man sich entscheidet, wenn man nur mit seinem Herzen entscheidet und somit seine Entscheidung im Nachhinein nicht bereut!
1 Kommentar
Kommentieren →Zu allererst möchte ich sagen, ich finde deinen Beitrag wikrlich sehr gelungen! Super wie du dir Gedanken gemacht hast über den Spruch und ihn erklärt hast. Denn auch mir ging es ähnlich wie dir, ich habe den Satz gelesen und gedacht: „Ja, dass stimmt“, dann habe ich ihn nochmal gelesen und gedacht, was genau ist damit eigentlich gemeint?
Das Beispiel passt auch wirklich gut und verdeutlicht das Ganze enorm.
Auch in meinen Augen sollte man bei Entscheidungen immer auf sein Herz hören, denn der Kopf ist oft viel zu rational, denkt zu viel nach und kommt letztlich zu einer Entscheidung, die logisch veilleicht nachvollziehbar ist, doch eigentlich garnicht den Wünschen und Träumen entspricht, die man hat und die verwirklicht werden wollen. Wenn man immer nur auf seinen Kopf hört und rationale Entscheidungen trifft, steht man sich oft selbst im Weg und beräut es später, wenn man auf die Situation zurückblickt, nicht so gehandelt zu haben, wie es das Herz gerne getan hätte.
Würde sich die Frau aus deinem Beispiel für die Frima ihres Vaters und gegen ihren Freund und die damit verbundenen Träume entscheiden, würde sie zwar logisch handeln, denn sie würde das sichere Leben, mit geregeltem Einkommen wählen, doch sie würde sich und ihrer persönlichen Entwicklung mit dieser Entscheidung im Weg stehen und vielleicht sogar
ein Stück von sich selbst aufgeben. Nach einigen Jahren würde sie es beräuen, nicht mit ihrem Freund irgendwo neu angefangen zu haben und ihren ganz persönlichen Traumjob ausgeübt zu haben.
Ich denke, die Entscheidungen die aus dem Herzen kommen, sind für jeden Mensch die Besten, denn sie lassen ihn so handeln, wie es in diesem Augenblick für ihn richtig ist!